Wenn man ein Event zu einem Thema veranstaltet, das es so noch nicht gab, geht man immer ein gewisses Risiko ein. Aber im Nachhinein muss man sagen: Es hat sich gelohnt.
Im beruflichen Kontext wird man öfters mit Jammern konfrontiert. Es gebe zu viel Bürokratie, zu viele Meetings, zu viel Sinnloses. Aber über ein Jammern kommen die meisten nicht hinaus. Mit unserem Event-Titel „The End Of Bullshit“ wollten wir diesen latenten Veränderungsimpuls aufnehmen und in Lösungen verwandeln. Daher war unser Titel ganz bewusst gewählt.
Radikal Arbeiten ist ein sehr junge Bewegung, gerade mal neuen Monate alt. Zudem fiel das Event in eine Zeit der wahrgenommenen „Event-Müdigkeit“. Um uns herum nahmen wir wahr, dass diverse Events abgesagt wurden bzw. weit hinter den erwarteten Teilnehmerzahlen zurückblieben. Auch deswegen war es ein Risiko, dieses Event zu veranstalten. Im Endeffekt waren wir dann über zwanzig Teilnehmer – etwa ein Drittel davon war komplett neu. Diese Teilnehmerzahl betrachten wir als großen Erfolg und, wie sich herausstellte, hätten in den club199 auch gar nicht mehr Menschen hineingepasst – wenn man tatsächlich noch gemeinsam arbeiten will.
Für eine so junge Bewegung wie Radikal Arbeiten wird die Themenauswahl für ein solches Treffen selbst eine Herausforderung. Schließlich haben wir uns diesen Aspekten gewidmet:
Simon Dückert (Link) hat uns in einer ersten Keynote mit hineingenommen „Zurück in die Zukunft der Arbeit“. Er zeigte uns die großen Linien in der Arbeitswelt der letzten hundert Jahre und zog einen Folgepfeil in die Zukunft: Wie sollte Lernen aussehen? Was für ein Wissensmanagement brauchen wir in zukunftsfähigen Organisationen?
Wir haben uns als Community selbst befragt: Sind wir schon reif für eine Vision, für ein Statement an die Welt zur Frage: Was ist, was will Radikal Arbeiten? Oder brauchen wir viel mehr den Dialog, das gegenseitige Inspirieren, um noch klarer unsere Ziele und den gewünschten „Impact“ herauszuarbeiten? Die Antwort war ein klares „sowohl als auch“. Vision und Dialog entstehen iterativ, nehmen immer wieder aufeinander Bezug. Ähnlich wie in der Klimabewegung sollen Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen und Inhalten an unsere Bewegung andocken und sich mit „Radikal Arbeiten“ identifizieren können.
Wir haben mit dem „Quick Response Management“ und dem 7P-Ansatz zwei mächtige Modelle aus der Community kennengelernt, mit deren Hilfe man Bullshit reduziert und sich aufs Wesentliche konzentrieren kann.
Und weil wir eine Bewegung des Fortschritts und der positiven Zukunftserzählung sind, haben wir uns von Vera Starker noch „Mut zur Zuversicht“ abgeholt und gelernt: Zuversicht ist etwas anderes als Optimismus. Optimismus ist pures Hoffen, aus der Emotion geboren. Zuversicht wird durch Denken, durch einen nachvollziehbaren Plan geboren und ist somit nachhaltiger als Hoffnung oder schlichter Optimismus.
Ich persönlich hoffe, dass mit diesem Summercamp unsere Bewegung Fahrt aufgebommen hat. Es gab so viele angeregte Diskussionen, gute Vibes und inspirierende Gedanken, dass ich glaube, wir werden unser Momentum nutzen. Mehr denn je bin ich überzeugt davon, dass für Radikal Arbeiten die Zeit gekommen ist – nicht nur aus einer Argumentation des betriebswirtschaftlichen Nutzens heraus, sondern aus einer menschlichen Perspektive heraus. Radikal Arbeiten ist das konsequente nächste Kapitel einer Humanistischen Unternehmensführung, die seit über dreißig Jahren immer weiterentwickelt wird.
P.S.
Bei LinkedIn gibt es einige Zusammenfassungen der Teilnehmer selber, zum Beispiel hier, hier und hier.
Wir haben eine LinkedIn-Gruppe; außerdem kannst du in unseren Podcast „Der Radikale Salon“ reinhören.
Über mich
Markus Väth ist Arbeitspsychologe und Initiator des Radikalen Arbeitens. Er gilt als einer der führenden Köpfe für Neues Arbeiten und begleitet seit über fünfzehn Jahren Organisationen zu Führung, Kultur und Zusammenarbeit. Außerdem ist er Lehrbeauftragter an der Technischen Hochschule Nürnberg.
Seine Ideen und Erfahrungen dokumentiert er in mittlerweile sechs Büchern und 70+ Artikeln und Interviews, unter anderem für ARD und RTL. Er ist Kolumnist bei CAPITAL und Host des Podcasts „Der Radikale Salon“.