Erste Frage: Wenn Radikales Arbeiten die Lösung ist, was ist dann unser Problem?
Wir sitzen zusammen und diskutieren über Veränderungen in der Arbeitswelt. Aber welches Problem soll radikales Arbeiten lösen? Ein Beispiel: Wir werden in den nächsten Jahren zu wenig Menschen für zu viel Arbeit haben. Das wird uns die nächsten 5, 10 oder 15 Jahre beschäftigen. Wir müssen also die Art, wie wir arbeiten, neu denken – im Sinne von Effektivität und Effizienz. Wie schaffen wir es, mit weniger Menschen mehr Arbeit zu erledigen? Ohne die Menschen krank zu machen oder auszupressen? Mehr vom Gleichen ist nicht die Lösung. Wir müssen intelligent arbeiten.
Ein weiteres Problem: Immer mehr Menschen werden krank. Früher war der Rücken das große Thema, heute ist es das Gehirn. In unserer Wissensgesellschaft werden immer mehr Menschen psychisch belastet und gestresst. Radikales Arbeiten könnte helfen, Gesundheit zu fördern und Krankheiten im Arbeitskontext zu reduzieren.
Drittes Problem: Die Entwicklung künstlicher Intelligenz (KI). Es gibt fast 800 KI-Systeme weltweit, und das ist erst der Anfang. Künftige Arbeitswelten müssen berücksichtigen, dass KI eine dominante Rolle spielen wird.
Diese Probleme erzeugen ein schlechtes Signal-Rausch-Verhältnis. Zu viel Unsinn im Arbeitskontext – Bürokratie, unsinnige Strukturen, Wissenslücken in Unternehmen. Radikales Arbeiten könnte dieses Verhältnis verbessern und uns zurück zum Kern der Arbeit bringen.
Zweite Frage: Wenn Radikales Arbeiten der Zweck ist, was sind dann die Mittel? Was sind die Merkmale von radikaler Arbeit?
Bruce Lee sagte einst: “Nutze das, was funktioniert, und lass alles andere weg.” Er gründete eine Kampfschule mit diesem Prinzip. Das könnte auch auf unsere Diskussion übertragbar sein. Radikale Arbeit sollte sich auf das Wesentliche konzentrieren – das, was funktioniert. Wir müssen uns fragen: Was funktioniert in unserem Kontext? Was bringt uns zur Wurzel zurück?
Was sind die Merkmale radikaler Arbeit? Leistungsorientierung, Kollaboration und No-Bullshit-Mentalität. Keine wertlosen oder unsozialen Tätigkeiten mehr akzeptieren. Bei den Tätigkeiten: Sind sie notwendig, attraktiv, machbar und human? Müssen sie von einem Menschen erledigt werden? Und sind sie sinnvoll? In Organisationen: Technologieoffenheit, lernende Organisationen und wissenschaftlich fundierte Methoden einführen.
Radikales Arbeiten könnte als gesellschaftliche Bewegung verstanden werden – nicht als Managementmode oder Technologie. Es geht um eine Verbesserung der Verhältnisse für Mensch, Organisation und Gesellschaft.