Zurück zu echter Arbeit
Radikales Arbeiten bringt Arbeit zu ihren Wurzeln zurück: zu echter Arbeit ohne “Bullshit” und Bürokratie, zu einer möglichst angstfreien Arbeitswelt, zu Organisationen, die echte Dynamik entfalten und zu Tätigkeiten, die unsere individuellen Stärken fördern. Von dieser Philosophie profitieren alle: Menschen, Organisationen und letztlich auch die Gesellschaft.
Zunächst will ich betonen, dass Radikales Arbeiten nicht negativ, nicht zerstörerisch wirken will, im Gegenteil. Radikales Arbeiten bedeutet, in der Arbeit zu den Wurzeln, eben zur “radix” zurückzukommen: zu echter Arbeit ohne “Bullshit” und Bürokratie, zu einer möglichst angstfreien Arbeitswelt, zu Organisationen, die echte Dynamik entfalten und zu Tätigkeiten, die unsere individuellen Stärken fördern. Das alles resoniert stark mit menschlichen Bedürfnissen und bringt uns die Essenz von Arbeit zurück.
Das könnte man vermuten, ist aber nicht so. Ich habe mich in den letzten Jahren immer stärker von New Work verabschiedet, und zwar aus zwei Gründen.
Erstens wurde New Work als Begriff völlig entleert, da ist vom Coach über die KI-Software bis zum Möbelhersteller alles dabei. Manche, die New Work propagieren, wissen nicht einmal, dass das Konzept vor knapp 50 Jahren von Frithjof Bergmann, einem Sozialphilosophen an der Uni Michigan, entwickelt wurde.
Zweitens wurde New Work zur sanften Ideologie. Klar: Freiheit und Selbstverantwortung sind schön. Aber was machen Menschen in Organisationen, die damit nichts anfangen können, sondern einfach ihren Job machen wollen? Die fangen an zu schauspielern und irgendwo mitzuschwimmen. Lüge und Heuchelei: das Gegenteil von New Work.
Deshalb wollte ich mit Radikalem Arbeiten ein Konzept entwickeln, das einfach, verständlich und maximal flexibel ist. Das funktioniert auch nicht als Management-Modell, weil ich bewusst kein fertiges Framework entwickelt habe. Den Kern des Radikalen Arbeitens bilden lediglich fünf einfache Handlungsprinzipien, die jeder Mensch umsetzen kann.
Meine Kurse und Ausbildungen richten sich an Privatpersonen, die ihr (Arbeits-)Leben verbessern wollen, an Teams in Organisationen und auch an Führungskräfte, die lernen wollen, wie man radikal arbeiten kann.
Ich nenne sie PEARLs. Es sind fünf Prinzipien:
Diese Prinzipien wirken auf den ersten Blick einfach, fast banal. Ihr Zweck ist, die Menschen zu inspirieren, Lust zu machen auf Radikales Arbeiten. Dahinter stecken dann 30+ kleine und große Werkzeuge für den Einzelnen, für Teams und für ganze Organisationen – die ich übrigens alle in meinem Buch schildere. Und das Beste: Jeder, der radikal arbeiten will, darf und soll selbstverständlich eigene Werkzeuge hinzufügen.
Ich arbeite ja nun schon fast zwanzig Jahre mit Organisationen zusammen. In der Praxis begegnen mir entweder die großen Change-Programme inklusive Projektsteuerung, Workshops und langen Laufzeiten. Oder man möchte andererseits das “Mindset” von Menschen ändern, ihre Werte und Einstellungen. Sogar ich als Psychologe finde das übergriffig.
Mit dem Radikalen Arbeiten setze ich mich zwischen organisierte Change-Projekte und Mindset-Initiativen. Radikal Arbeiten ist ein “Action-Set” mit konkreten Handlungsempfehlungen und -befähigungen. Eine Gebrauchsanweisung für ein befreites Arbeitsleben, wenn man so will.
Einer meiner Lieblingssprüche zum Radikalen Arbeiten lautet: Wenn viele Menschen an vielen Orten viele kleine Dinge tun, verändern sie damit das Ganze. Dann sind auch schwerfällige Change-Projekte überflüssig.
Ich zeige, wie wir unser Arbeitsleben befreien und aufatmen können und plädiere für Arbeit ohne Bullshit, mit klaren Prinzipien und Lust an der Zukunft, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Arbeit für uns alle besser machen.
Ich stelle mir Radikal Arbeiten als Bewegung vor. Es wäre schön, wenn in jeder Organisation von Handwerksbetrieben über Schulen bis zu Mittelstand, Konzernen und der Verwaltung nach den PEARL-Prinzipien gearbeitet würde.
Es soll Meetups geben und kleinen und großen Städten, bei denen sich Menschen zum Radikalen Arbeiten austauschen, zu ihren Erfahrungen und Ideen. Ein afrikanisches Sprichwort sagt: Wenn du schnell gehen willst, geh allein. Wenn du weit gehen willst, geh mit anderen. Und ich will mit den Weg des Radikalen Arbeitens sehr weit gehen – mit möglichst vielen anderen.
Den Anfang haben wir übrigens schon gemacht. Ich habe eine Community gegründet, in der wir den Gedanken des Radikalen Arbeitens reflektieren, Ideen entwickeln und uns gegenseitig bei dessen Anwendung unterstützen. Auch Regionalgruppen für den Live-Austausch gibt es dort.
In und mit unserer Community teilen wir Erfahrungen und Ideen zum Radikalen Arbeiten, organisieren Online- und Live-Events und versuchen, den Gedanken des Radikalen Arbeitens zu verbreiten.
Sei dabei und gestalte noch heute deine Zukunft der Arbeit!
Wenn wir das Feld der Technologie betrachten, fällt natürlich die Rolle der Künstlichen Intelligenz sofort ins Auge. So wie Radikales Arbeiten menschliche Arbeit verändern will, verändert Künstliche Intelligenz unser Wissen, unsere Zusammenarbeit mit Maschinen und beeinflusst natürlich auch die menschliche Zusammenarbeit. Aus diesem Grund finde ich die Idee der „Digital Renaissance“ von Marc Wagner sehr spannend. Was ich für menschliche Arbeit beschreibe (Neukonzeption, Aufbruch, eine Nutzung des Momentums), beschreibt er für die von KI getriebene Digitalisierung. Und das ist es, was wir jetzt brauchen: neue Ideen, die kraftvoll umgesetzt werden. Weil jetzt ihre Zeit gekommen ist.
Copyright © Markus Väth