Hintergrund
Der Begriff der Humanistischen Unternehmensführung (Human-centered Organization, HCO) tauchte erstmals in den späten 1950er Jahren auf und erlangte in den letzten zehn Jahren mehr Aufmerksamkeit. Doch was steckt dahinter? Hier kläre ich über die wichtigsten Punkte auf.
Die Analyse der Literatur zur Humanistischen Unternehmensführung (HCOs) zeigt zwei primäre Perspektiven auf: Human-centered Design (HCD) und Humanistisches Management (Human-centered Management, HCM). Diese beiden Ansätze bieten unterschiedliche, aber komplementäre Sichtweisen auf die Gestaltung und Führung von Organisationen.
Die HCD-Perspektive betont die Bedeutung des Designs von Produkten und Dienstleistungen, die auf die Bedürfnisse der Nutzer ausgerichtet sind. Dieser Ansatz wurde durch Unternehmen wie IDEO und das Stanford University Design School populär gemacht und von Unternehmen wie IBM und PepsiCo übernommen. HCD beginnt mit einer kreativen und partizipativen Exploration der Bedürfnisse und Wünsche der Nutzer. Der gesamte Prozess zentriert sich um Empathie für die Nutzer und ein tiefes Verständnis ihrer Perspektiven und Erfahrungen. Methoden wie Prototyping, iterative Entwicklung und kontinuierliche Anpassung sind zentrale Elemente dieses Ansatzes.
Im Gegensatz dazu betont das humanistische Management die menschliche Würde, den Respekt und die Gerechtigkeit innerhalb von Organisationen. Dieser Ansatz kritisiert die traditionelle, tayloristische Organisationsstruktur, die Mitarbeiter oft als bloße Zahnräder im Produktionsprozess betrachtet. Stattdessen sieht das humanistische Management Mitarbeiter als kreative Problemlöser und Innovatoren, die in der Lage sind, Verantwortung zu übernehmen und sinnvolle Beiträge zu leisten. Organisationen sollen als Gemeinschaften verstanden werden, in denen menschliche Werte wie Mitgefühl und Diversität gefördert werden. Das Ziel ist nicht nur die Gewinnmaximierung, sondern auch die soziale Verantwortung und das Wohl aller Stakeholder.
Diese beiden Perspektiven, obwohl unterschiedlich, ergänzen sich und können zu einem integrierten Rahmenwerk zusammengeführt werden. Die Synthese der HCD- und humanistischen Management-Ansätze ergibt ein umfassendes Modell, das die folgenden Kernelemente umfasst:
Einige Praxisbeispiele verdeutlichen diese Ansätze. So hat das E-Learning-Unternehmen Sweet Rush eine Kultur entwickelt, die auf Fürsorge, Inklusion und Gerechtigkeit beruht. Das Unternehmen fördert eine psychologisch sichere Umgebung, in der Mitarbeiter Techniken erlernen, um sensible Themen wie Minderleistung und Diskriminierung anzusprechen. Ein anderes Beispiel ist die Uddevalla-Fabrik von Volvo, die ein Modell der flexiblen Spezialisierung eingeführt hat. Kleine Arbeitsgruppen sind für die Herstellung eines gesamten Autos verantwortlich, was gemeinsame Problemlösung und ganzheitliche Produktentwicklung fördert.
Bei Springer kann man sich einen sehr guten wissenschaftlichen Grundlagen-Artikel zum Thema Human-centered Organization kostenfrei herunterladen.
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